Objekt Nr. 23 | Straße Am Kaiserbad/U Císařských lázní, Teplice
Das erste Theater in Teplitz entstand in den Räumen des Schlosses zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Seine Existenz verdankte es dem Fürsten Franz Wenzel Clary-Aldringen. Obwohl der Zuschauerraum etwa 300 Personen fasste, reichte die Kapazität bald nicht mehr aus. Eine Lösung brachte erst der Vorschlag zum Bau eines städtischen Theaters.
Das ursprüngliche Gebäude im Neorenaissance-Stil, an dessen Entwurf sich auch der Mitautor des Nationaltheaters Josej Zítek beteiligte, wuchs 1872 bis 1874 am Rande des Kurparks empor. Es hatte eine Kapazität von 1000 Plätzen. Teplitz wurde damit zu einer der ersten Städte mit einem aus Stein errichteten Theater und mit ständiger Besetzung: einem Schauspiel-, Opern- und Operetten-Ensemble.
Das Theater diente aber nicht lange seinem Zweck: in der Nacht zum 1. September 1919 kam es zum Verhängnis. Dem Nachtwächter fiel auf seinem nächtlichen Rundgang die Petroleum-Lampe aus der Hand und das Feuer breitete sich mit Windeseile aus; das Gebäude wurde komplett zerstört. Für die Teplitzer war das ein schwerer Schlag, sie liebten ihr Theater. Trotz der ungünstigen Nachkriegssituation entschloss sich der Stadtrat schnell zur Errichtung eines neuen Gebäudes und bereits zwei Jahre nach dem Brand lag das Konzept auf dem Tisch.
Das Projekt des neuen Theaters entwarf der Dresdener Architekt Rudolf Bitzan. Das Bauwerk kombiniert Elemente der Klassik, des Jugendstils und der Moderne. Die zeitgenössische Bezeichnung „Stadt in der Stadt“ war keine Übertreibung: Das Gebäude verfügt über einen kleinen und großen Theatersaal, Tanzparkett, Kino und weitläufige gastronomische Räumlichkeiten.
Die Teplitzer erlebten die Neueröffnung des Gebäudes in mehreren Etappen. Im September 1923 wurde das Kino eröffnet, Anfang 1924 konnte der Teplitzer Bürgermeister Dr. Walter feierlich den Kleinen Saal und das Café einweihen, und zuletzt wurde das Theater selbst eröffnet, und zwar mit einer Aufführung der Oper Die Meistersinger zu Nürnberg von Richard Wagner. Das Haus gehörte zu den größten und modernsten Theatern der Republik. Ständig wirkten hier drei Ensembles, durchschnittlich fanden sechs Aufführungen pro Woche statt – zum Beispiel Stücke von Shakespeares, antike Dramen und auch leichte Konversationsstücke. Das Opernensemble studierte Mozart- und Wagner-Opern ein, die Operette feierte Erfolge mit der Czardaszfürstin oder dem Zigeunerbaron. Gerade die Operettenszene war bis in sozialistische Zeiten berühmt.
In den neunziger Jahren wurde das Theater komplett restauriert; heute ist nur das Kino außer Betrieb. Das Restaurant mit Café und Terrasse empfängt seine Gäste; es finden Bälle, Konzerte und Theatervorstellungen statt – allerdings nur in Form von Gastspielen, ein eigenes Ensemble hat das Erzgebirgische Theater seit 1994 nicht mehr.
Aufnahme: Das Erzgebirgische Theater; 3:20, 3,06 MB; Drucken (PDF).
GPS: 50° 38' 24.458" N, 13° 49' 41.142" E