Die Schlackenburg

Auf dem ehemaligen Spitalberg, dann auch Königshöhe genannt, nun aber Na Letné, breiteten sich in früheren Zeiten Felder, Weinberge und Plantagen aus. Die herrliche Aussicht in die Umgebung lockte die Kurgäste hierher, zu deren Bequemlichkeit auch eine Promenade angelegt wurde.

An der Südseite der Anhöhe hatte der Maurermeister Franz Jerke einen Weinberg und eine Kirschplantage. Er errichtet hier einen kleinen Altan und bot den Besuchern Erfrischungen an. Zu diesem Fundament fügte er nach und nach jedes Jahr einen weiteren Raum, Treppenaufgang, Terrassen, Türme hinzu – und zwar aus Abfallziegeln, Steinen und Schlacken. Diese gaben dem bemerkenswerten Gebäude auch seinen Namen – Schlackenburg. Jerke hatte mit dem Bau 1805 begonnen und arbeitete daran unermüdlich bis zu seinem Tode 1826.

Aus der Schlackenburg wurde eine beliebte Gaststätte, die viele berühmte Gäste begrüßen konnte, zu denen auch Johann Wolfgang von Goethe und Richard Wagner gehörten. Dieser schrieb auf der hiesigen Terrasse die ersten Skizzen zur seiner Oper Das Liebesverbot. Zu den regelmäßigen Gästen gehörte auch der preußische König Friedrich Wilhelm III., der in den Jahren 1812 – 1839 fast alljährlich ein treuer Gast der Stadt war. Ihm zu Ehren nannte Jerke einen seiner Räume auch Königssaal.

Als die Berühmtheit der Bäder verblasste, vergaß man auch die Schlackenburg. Dennoch diente sie bis in die achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts als Gaststätte, danach wurde sie aber ausgeräumt und begann zu verfallen. Ein führender kommunistischer Funktionär setzte sich eifrig für ihren Abriss ein: er wollte damit ein lukratives Grundstück für den Bau seiner Familienvilla erlangen. Als die Schlackenburg im Jahre 1987 zum Kulturdenkmal ausgerufen wurde, geschah dies im wahrsten Sinne fünf Minuten vor zwölf.

Die letzten Besitzer bemühen sich, die romantische Burg zu erhalten. Vor einigen Jahren wurde das Dach erneuert. Was allerdings weiter aus der Schlackenburg wird, ist ungewiss.

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GPS: 50° 38' 9.831" N, 13° 49' 55.326" E

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