Objekt Nr. 42 | Schlossgarten, Teplice
Das Schlosstheater ließ Johann Nepomuk Clary-Aldringen nach einem Entwurf des sächsischen Architekten Johann August Giesel errichten. Dieser entwarf das Theater für 285 Zuschauer in der ersten Etage des neu verlängerten Westflügels des Schlosses. Mit seiner elegant klassizistischen Fassade, eine der ersten in diesem Stil bei uns, war es direkt mit dem Schlossgarten verbunden. Die Malereien, die ursprünglich das Innere des Theaters dekorierten, blieben bisher übertüncht an den Wänden. Die Figuren aber, die ursprünglich an beiden Seiten des Treppenaufgangs standen, sind nicht mehr erhalten.
Der Theaterbetrieb war nach der Eröffnung im Jahre 1789 sehr lebhaft. Bald bildete sich eine Dilettantengesellschaft, die vor allem im Winter tätig war und deren Gewinn für gewöhnlich wohltätigen Zwecken diente. Nach Teplitz kamen aber auch viele Theatergesellschaften.
Außer den Schauspielern sollte sich hier auch der berühmte Kurgast Goethe einreihen: Nicht nur, dass er im Zuschauerraum seinen eigenen Sperrsitz hatte, sondern sogar 1812 auch ein eigenes Stück für das Theater vorbereitete, das Schauspiel „Die Wette“. Er schrieb darin auch eine Rolle für die junge Kaiserin Marie Ludovika und er selbst entschloss sich, an ihrer Seite aufzutreten. Zur Premiere kam es aber nicht, weil Goethe im letzten Moment erkrankte und eine Teilnahme der Kaiserin noch dazu von ihrem Gemahl strikt abgelehnt wurde.
Schon elf Jahre zuvor aber schrieb für eine andere hochwohlgeborene Dame ein weiterer berühmter Gast ein anderes Theaterstück. Giacomo Casanova verlebte seine letzten Jahre auf dem Schloss im nahegelegenen Dux und oft besuchte er auch das Teplitzer Schloss, wobei er vor allem auch gern hinter die Kulissen des Theaters schaute. Für die Fürstin Marie Leopoldine Christina schrieb er das Stück Le Polémoscope ou La calomnie démasqué par la présance d´esprit (Das trügerische Lorgnon oder Die geistesgegenwärtig enthüllte Verleumdung). Es wurde allerding im Gegensatz zu Goethes „Wette“ aufgeführt, und zwar im Jahre 1791.
Nach Eröffnung des Stadttheaters 1874 verstummte der Betrieb im Schlosstheater. In den weiteren fünfzig Jahren dienste es nur gelegentlich als private Szene. Ende der 20er und Anfang der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts ließ Alfons Clary-Aldringen die baufälligen Räumlichkeiten teilweise zu einer Wohnung umbauen, den größten Teil jedoch nutzte er zur Unterbringung des Buchbestandes von 60 Tausend Bänden. Die Bücher stammten aus dem Palais in Wien, das die Familie nach Ende des Ersten Weltkriegs verkaufen musste. Die Bibliothek bewahrt heute die Büchersammlungen des Museums auf. Das ursprüngliche Theaterfoyer dient heute als Präsentationssaal, wo oft auch Hochzeiten stattfinden.
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