Objekt Nr. 36 | Nádražní náměstí/Bahnhofsplatz
Als man erkannte, dass die Kohle gut brennt und sich noch besser verkauft, fraßen sich die ersten Braunkohlengruben tief in die friedliche Landschaft um Teplitz. Die wertvolle Ware wurde nach Aussig an der Elbe transportiert und von dort Fluss abwärts weiter nach Sachsen. Der langsame Transport aber reichte bald nicht mehr aus und es wurde der Bau einer Eisenbahn nötig.
Der erste Teplitzer Bahnhof entstand anstelle einer ehemaligen Ziegelei bereits 1858 und zwar Dank der k.u.k. privilegierten Aussig-Teplitzer Eisenbahngesellschaft, gegründet von Franz Stradal. Die Strecke, die Teplitz mit Aussig an der Elbe verband, wurde bereits 1866 bis nach Dux und später nach Komotau verlängert. Die steigende Bedeutung des Teplitzer Bahnhofs erforderte bald seine Erweiterung. Dazu kam es 1871 nach Plänen des Architekten Turba, Mitautor des ursprünglichen Stadttheaters. Die Größe des Bahnhofsgebäudes ergab sich dadurch, dass sich hier nicht nur der Sitz der Direktion der Gesellschaft befand, sondern gleichzeitig auch Wohnungen für die Angestellten. Der Teplitzer Bahnhof in neuromanischem Baustil galt seiner Zeit als der schönste in ganz Österreich-Ungarn. Noch heute handelt es sich um das Gebäude mit der längsten Fassade der Stadt – über 400 Meter.
Im Jahre 1871 trennte sich von der Gesellschaft ihr Gründer Stradal und errichtete die Eisenbahn aus Dux über Waldtor nach Bodenbach bei Tetschen. Aber auch die Aussig-Teplitzer Eisenbahn erweiterte ihr Eisenbahnnetz: die Strecke Türmitz – Bilin im Tal des gleichnamigen Flusses nahm die Firma 1874 in Betrieb; eine Strecke, die über das Böhmische Mittelgebirge führte, wurde 1897 eröffnet. Als letzte Strecke verband die sog. Transversalbahn Lobositz über Böhmisch Leipa mit Reichenberg im Jahre 1900.
Die Aussig-Teplitzer Eisenbahn war bis zu seiner Verstaatlichung 1924 die größte private Eisenbahngesellschaft in Nordböhmen. Franz Stradal ließ sich vom Baumeister Hermann Rudolph eine prächtige Villa gleich gegenüber dem Teplitzer Bahnhof errichten. Diese dient heute dem Bus-Bahnhof in Teplitz.
Während des Sozialismus erhielt die Bahnhofshalle eine neue Ausschmückung, vor allem in Form von Sandstrahlbildern auf Glas. Diese erinnern in dem verglasten Bogengang vor dem Eingang an die Auffindung der Teplitzer Heilquellen (ein Werk der akad. Malerin Dagmar Boehmová); die Bilder im Inneren der Halle dann an den Mythus des realen Sozialismus. Neben dem Bogengang kamen dann noch zwei überlebensgroße Statuen von Arbeitern hinzu.
Der Bahnhof blieb lange Jahre vernachlässigt. Die ersten Schritte einer geplanten Rekonstruktion erfolgten erst 2005, als die Bahnhofshalle instandgesetzt und eine Unterführung auf den neu entstandenen Bahnsteig errichtet wurde. Der Bedeutung dieses Bauwerks entspricht der gegenwärtige Zustand aber bei weitem noch nicht.
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