Objekt Nr. 18 | Straße ul. Chelčického, Teplice
Die Juden waren im Laufe von vierhundert Jahren ein fester Bestandteil der Teplitzer Bevölkerung. Sie bildeten hier eine der größten Gemeinden in Böhmen. Es ist also nicht verwunderlich, dass in der Stadt bereits seit 1550 eine Synagoge stand – im Raum des heutigen Friedensplatzes/Mírové náměstí. Während des 17. Jahrhunderts aber wurden die Juden aus dem Stadtzentrum vertrieben. Ohne Einwilligung der Obrigkeit durften die Juden weder umziehen, sich niederlassen, Häuser kaufen oder verkaufen, noch durften sie sich beim Prager Rabbiner beschweren. Erst das Toleranzpatent Josephs II. beseitigte die härtesten Verordnungen der Diskriminierung, volle Rechte brachte aber den Juden erst das Revolutionsjahr 1848.
Damals begann die jüdische Gemeinde rasch anzuwachsen, die kleine Synagoge in Soborten, dem jetzigen Sobědruhy, reichte nicht aus, alle Gläubigen aufzunehmen. Die Teplitzer Jüdische Gemeinde kaufte deshalb 1872 für 25 000 Gulden ein halbes Hektar großes Grundstück in der damaligen Payer-Str., jetzt Lipová ul., zum Bau eines großen Gebetshauses. 1879 wurde der Tempelbau-Verein gegründet mit der Aufgabe, einen Finanzfonds zu schaffen, neue Gönner zu gewinnen und den Bau der Synagoge durchzusetzen. Schon 1880 war alles vorbereitet.
Die Baupläne erstellte der Wiener Architekt Wilhelm Stiassny. Im Winter wurde der Grundstein gelegt und am 11. März 1881 begann der eigentliche Bau. Trotz einiger Probleme war die Synagoge nach 18 Monaten fertig, und am 6. September 1882 konnte die feierliche Bauübergabe stattfinden.
Die Gesamtkosten stiegen auf 100 000 Gulden, die aber kein Hindernis für die großen Einweihungs-Feierlichkeiten waren, zu denen es am 10. September 1882 kam. Eine festliche Prozession begab sich auf den symbolischen Weg von der alten Synagoge zur neuen, an deren Einweihung etwa 2000 Menschen teilnahmen. Am Abend dann veranstaltet Fürst Clary ein Festbankett im Gartensaal. Anlässlich der feierlichen Einweihung der Synagoge wurde eine Gedenkmedaille aus Zinn herausgegeben.
Der Architekt hatte das Gebäude im Neorenaissance-Stil mit orientalischen Elementen entworfen: die große Hauptkuppel mit dem Davidstern ergänzten vier kleinere Kuppeln an den Ecken des Gebäudes. Die Synagoge hatte monumentale Ausmaße: ihre Höhe betrug
42 m über einer Fläche von 1 000 m2 und wurde zu einer der Dominanten der Stadt, und es soll betont werden, dass sie in ihrer Größe nur mit der Synagoge in Pilsen zu vergleichen war.
Im Jahre 1938 verließen die meisten Juden die Stadt. Die Synagoge vereinsamte. Die Stadt plante, darin ein Museum, das städtische Archiv und einen Konzertsaal einzurichten. Diese Pläne erfüllten sich jedoch nicht mehr, denn in der Nacht des 15. März 1939 wurde sie in Brand gesteckt und brannte bis zum Morgen völlig aus. Auf diese unwürdige Weise verschwand eine der architektonischen Kostbarkeiten der Stadt Teplitz. An die Synagoge und das Schicksal der Juden erinnert heute ein Denkmal, das im Jahre 1994 errichtet wurde.
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GPS: 50° 38' 27.309" N, 13° 49' 58.024" E