Beuroner Kapelle

Objekt Nr. 02 | Alejní 563, Teplice

Das unauffällige Gebäude am südlichen Ende der Alleestraße, heute in enger Nachbarschaft zu einem Supermarkt, ließ im Jahre 1865 der Orden der Barmherzigen Schwestern des Hlg. Karl Borromäus errichten. Das Kloster diente vor allem als Mädchenpensionat, wo – wie die Chronik berichtet, „die Mädchen im christlichen Geiste erzogen und gleichzeitig so ausgebildet und geführt werden, dass sie den Anforderungen ihrer Zeit gewachsen sind.“ Auch die Kongregation selbst bemühte sich den Anforderungen der Zeit zu entsprechen. Sie richtete neben dem Pensionat auch eine Kinderbewahranstalt ein – Krippe und Kindergarten, „damit die Eltern mit Arbeit das Brot für ihre Kinder verdienen können.“

Obwohl das Gebäude bereits 1866 vollendet war, begannen die Schwestern mit ihren Zöglingen erst zwei Jahre später das Kloster zu bewohnen. Erst viel später, am 14. Juli 1886, wurde das Kirchlein geweiht, das beim Umbau mit dem Kloster verbunden wurde. Die Klosterchronik berichtet, dass „die Kapelle von benediktinischen Meistern ausgemalt wurde, die den früher schmucklosen Wänden ein zauberhaftes Aussehen verliehen.“ Diese begabten Benediktiner kamen aus dem Kloster Na Slovanech in Prag, auch Emauzy genannt. Die Mehrheit von ihnen war aber nicht tschechischer Nationalität. Das Prager Kloster diente nämlich in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts als Asyl für eine Benediktiner-Kommune aus dem deutschen Beuron. In Deutschland war in jener Zeit unter Kanzler Bismarck der sog. Kulturkampf ausgebrochen – Bestrebungen um eine Unterdrückung des katholischen Einflusses. Dadurch kam nach Böhmen – und damit auch nach Teplitz - die sog. Beuroner Kunst, ein bemerkenswerter Versuch um eine Reform des sakralen bildenden Kunstschaffens.

Die Ausschmückung der Teplitzer Klosterkapelle führte einer des Gründungstrios der Beuroner Kunstschule, der Schweizer Fridolin Steiner durch. Die Arbeiten waren 1890 beendet. Die Kapelle reiht sich somit neben der St. Gabriel-Kirche in Prag-Smíchov in die ältesten, vollständig erhaltenen Kunstdenkmäler des Beuroner Kunststils auf böhmischen Boden ein. Bei einer Untersuchung im Jahre 2008 wurde festgestellt, dass die Ausmalungen der Kapelle teilweise von einer jüngeren Generation der Beuroner Künstler verändert worden war. Diese Arbeiten führte im Jahre 1931 der Mönch Antonín Vrbík aus.

Im Jahre 1930 ließen die Schwestern auf eigene Kosten eine Schule einrichten, die heute (ebenso wie das Kloster) Bestandteil des Gymnasiums ist. Nach der Vertreibung der Schwestern in den fünfziger Jahren diente die Kapelle als Lagerraum oder Werkstatt. Um ihre Rettung bemüht sich nun die Bürgervereinigung Pro arte beuronensis – Gesellschaft zur Erneuerung der Kapelle des Gymnasiums Teplice. Über Möglichkeiten einer Besichtigung kann man sich am Aushang neben dem Eingang informieren.

Aufnahme: Beuroner Kapelle; 3:25, 3,1 MB; Drucken (PDF).

GPS: 50° 38' 13.711" N, 13° 49' 19.439" E

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