Objekt Nr. 46 | Teplice
Kolonnaden sind das Symbol des Kurbetriebs: ein Ort für gemächliche Spaziergänge, Konversationen, zum Naschen von Oblaten und dem langsamen Trinken von Heilwasser. Das eigentliche Wort Kolonnade ist dabei aus dem Italienischen columna abgeleitet, also Säule. Eine Kolonnade können wir also als einen gedeckten Säulengang mit geradem Gebälk bezeichnen. Selbstverständlich auch in Teplitz, seinerzeit ein berühmtes europäisches Bad, durfte eine Kolonnade nicht fehlen.
Hölzerne Kolonnaden lagen einstmals direkt den Kurhäusern an, z.B. am Herrenhaus auf dem Badeplatz oder am Kaiserbad. Die erste gemauerte Kolonnade entstand neben dem damaligen Theater im Jahre 1835 auf Anregung der Familie Clary-Aldringen. Diese Wandelhalle diente nicht weniger als hundert Jahre ihrem Zweck; 1930 erwarb sie die Stadt und das Objekt wurde wegen seines schlechten technischen Zustands ein Jahr später abgerissen.
In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts entstand infolge eines großräumigen Abrisses im Zentrum der Stadt eine freie Fläche, die als völlig neue Kurpromenade gedacht war. Autoren dieses urbanistischen Entwurfs waren die Architekten Martin Rajniš und Michal Brix. Ihr Konzept wurde aber nie ganz erfüllt; 1986 wurde wenigstens die Glaskolonnade am Kulturhaus vollendet. Ihre Autoren sind Otakar Binar und Ludmila Švarcová aus dem Atelier SIAL in Liberec. Nach deren weiteren Vorlagen entstanden zwei weitere Kolonnaden aus Drahtgeflecht. Eine davon, hinter dem Theater, kopiert den Grundriss des einstigen gemauerten Bauwerks. Obwohl es sich um ein anderes Objekt handelt, hält es bis heute die Bedingungen ein, die im Vertrag mit Alfons Clary-Aldringen aus dem Jahre 1930 enthalten sind – es finden hier keine kulturellen Veranstaltungen statt, was auch während der Festlichkeiten zur Eröffnung der Bädersaison eingehalten wird.
Im Unterschied zu Karlsbad oder anderen Orten mit Kurbetrieb wird hier kein Heilwasser getrunken. Obwohl in dieser Richtung bereits viele Versuche unternommen wurden, endeten sie jedoch immer als Misserfolg. Der Sinn der Teplitzer Kolonnaden ist also nicht der mit dem Trinken von Heilwasser verbundene Korso, sondern dienen als ruhige Erholungszonen. Ob sie sich als ein Ort der Entspannung eignen, davon sollten Sie sich im Park hinter dem Theater und Kulturhaus selbst überzeugen.
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